Rosine

Regie: Janni Jungblut, 2022, 22’49 min, de & fr OmU

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Rosine Crémieux, 1945

Der Film handelt von Rosine Crémieux, einer französischen Psychoanalytikerin, die als junge Frau in den Widerstand gegen die Nazis ging und nach Ravensbrück deportiert wurde.

Die Regisseurin nimmt ins Deutsche übersetzte Texte aus Crémieux Buch „La traîne-sauvage“ als Ausgangspunkt für eine Reise in zwei Landschaften, die darin eine Rolle spielen – die Gegend um Ravensbrück im Norden Berlins und den Vercors, ein Hochplateau am Rand der Alpen, wo sich während des Zweiten Weltkrieges eines der größten Zentren des bewaffneten Widerstandes in Frankreich gegen die Wehrmacht organisiert hatte.

Die Philosophin Lea Fink schrieb in einem Kommentar zu „Rosine“, an Walter Benjamin erinnernd:

„wirkliches Eingedenken müsse ‚ein Bild zugleich von dem der sich erinnert geben, wie ein guter archäologischer Bericht nicht nur die Schichten angeben muss, aus denen seine Fundobjekte stammen, sondern jene andern vor allem, welche vorher zu durchstoßen waren‘ (Benjamin, GS IV 401).

In Janni Jungbluts Essay-Film wird die Zuschauer:in mit in diesen Prozess hineingenommen: wir erfahren, wie Rosine Crémieuxs Buch geschrieben wurde, wie es gefunden und gelesen wurde. Der intellektuelle Prozess sowohl des Verstehens des Geschrieben als auch des Geschehenen wird im Film selbst thematisch. Die historische Konstruktion, die Gemachtheit des eigenen Sujets wird selbst noch einmal reflektiert. Wir blättern gemeinsam im Buch, es ‚entblättert‘ sich die Geschichte der Widerstandskämpferin und Psychoanalytikern und ihrer Suche nach der ihr geraubten Zeit.

Der formale Aufbau des Essay-Films hat uns mit in den Prozess der Lektüre genommen: Dabei wird die Arbeit / Mühe / Gemachtheit des Lesens, des Verstehens, des Übersetzens selbst thematisch. Soll die dadurch erzeugte Distanz (wir sehen nicht die Geschichte ‚wie sie eigentlich gewesen ist‘, sondern wir sehen die Annäherung an die Geschichte) Kurzschlüsse und Vorstellungen von Authentizität schon im Vorhinein unterlaufen?“